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Werden die Hufe durch sachgemäßes Aufbrennen geschädigt?

Wir werden immer mal wieder mit der Theorie konfrontiert, dass die Hufe durch das Aufbrennen vernarben und die Hufe dadurch nachhaltig geschädigt werden.

Fragt man genauer nach, was, wie wo vernarben kann, sind die Antworten eher dürftig.

 

Wir versuchen mal zu erklären, warum dies gerade nicht der Fall ist: bei der Hornkapsel handelt es sich um umgebildete, verhornte Oberhaut. Bei der Verhornung sterben die Zellkerne programmiert ab und bilden tote Hornzellverbände, die im Gesamten die Hornkapsel bilden. So tot, wie es sich anhört, sind sie aber nicht. Auch wenn sie keine Blut- und Lymphgefäße aufweisen und auch keine Nervenfasern vorhanden sind, wird die Hornkapsel durch die darunter liegenden Lederhäute, mit denen sie verwachsen ist, versorgt. Es findet also ein permanenter Austausch statt.

Die darunterliegende Lederhaut ist stark durchblutet und durch viele Nervenfasern sehr sensibel. Aber sie ist durch die umliegende Hornkapsel gut geschützt. Dadurch, dass verhornte Zellen schlechte Wärmeleiter sind, wird die Hitze durch das Aufbrennen nicht sofort an die Lederhaut weitergegeben. Kommt ein Hitzereiz doch bis zur Lederhaut, wird das Pferd den Huf weg ziehen, bevor die Hitze einen Schaden an der Lederhaut anrichten kann.

 

Im Allgemeinen spricht man von einer Sohlendicke bei einem gesunden Pferd von 1,5 - 2,5 cm. Wurde der Huf bei der Bearbeitung auf Sohlenniveau gekürzt, ist die noch vorhandene Sohlendicke der Abstand, der zwischen heißem Eisen und empfindlicher Lederhaut ist. Dadurch, dass nur kurz aufgebrannt wird, das heiße Eisen aber nicht in das Horn eingebrannt wird, ist genug Horn als Puffer zwischen Eisen und Lederhaut, um Verbrennungen der Lederhaut zu verhindern.

 

Bei Pferden mit sehr wenig Sohlendicke oder sehr kurzen Hufen, macht es aber durchaus Sinn, kalt zu beschlagen, um die sowieso schon vorbelastete Lederhaut nicht unnötig zu reizen. Aber selbst bei diesen Pferden passiert beim Aufbrennen in der Regel nichts oder wenn handelt es sich um eine Lederhautreizung ohne spätere Folgen.

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