Bei einem Bockhuf handelt es sich um einen zu steil gewinkelten Huf, wobei die Begrifflichkeiten "steiler Huf" und "Bockhuf" in der Literatur fließend ineinander über gehen bzw. unterschiedlich definiert werden. Dabei kann es sich um einen oder beide Hufe einer Gliedmaße handeln. In der Regel sind die Vorderhufe betroffen, aber es gibt natürlich auch sehr steile Hinterhufe.
Es gibt aber auch Pferde, die eher steile Hufe haben, die zu ihrem restlichen Exterieur passen, ohne dass es für sie unnatürlich wäre. Dies ist vorallem bei Pferden mit steiler Schulter der Fall. Bei ihnen kann es vorkommen, dass die Achse der 3 Zehenknochen (Fesselbein, Kronbein, Hufbein) eine Linie bilden, wie es sein soll, obwohl der Huf steil erscheint. Dies ist dann für dieses Pferd normal und sollte auch nicht versucht werden, wegzukorrigieren. Aber auch andere Besonderheiten im Exterieur können steile Hufe begünstigen.
Aber jetzt zum Bockhuf: man unterscheidet zwischen angeborenem und erworbenem Bockhuf. Bei beiden gilt, je früher der Problematik entgegen gearbeitet wird, umso besser und umso schonender für das Pferd. Im Fohlenalter sind alle Strukturen noch sehr weich und flexibel, weshalb eine Korrektur gute Chancen hat, langanhaltend die Situation zu verbessern. Je älter ein Pferd ist, umso kleinschrittiger muss vorgegangen werden, da eine Umstellung andere Strukturen, vorallem auch die tiefe Beugesehne nicht überlasten darf.
Um die Situation richtig einschätzen zu können und möglichst optimal für das jeweilige Pferd zu verändern, macht es Sinn, dass Tierarzt und Hufbearbeiter zusammen schauen, was Sinn macht und was möglich ist. Leider sieht es in der Realität zumindest bei uns meist anders aus und der Pferdebesitzer ist der Meinung, dass es reicht, wenn sich der Hufbearbeiter dem Bockhuf annimmt. Dies kann natürlich auch funktionieren, wobei das Bild in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt umfangreicher und genauer ist und ein Röntgenbild definitiv interessiert ist, um zu schauen, wie das Hufbein im Verhältnis zur Hornkapsel liegt.
Der angeborene Bockhuf
Der "Übeltäter", der das Hufbein in eine zu steile Position bringt, ist die tiefe Beugesehne. Sie verläuft vom Schien- und Wadenbein an der Rückseite des Hinterbeines bis an die Unterseite des Hufbeins. Der obere Teil ist muskulär, ab dem Sprunggelenk ist es dann eine Sehne. Sehnen können sich, anders als Muskeln, nur wenig dehnen und sind schlecht durchblutet. Ist die tiefe Beugesehne zu kurz oder verkürzt sich nach und nach, entsteht ein Bockhuf. Durch die geringe Dehnungsfähigkeit darf eine Korrektur nicht abrupt erfolgen, da die tiefe Beugesehne sonst Probleme hat, sich der neuen Situation anzupassen und somit weitere Probleme provoziert werden können.
Der angeborene Bockhuf: Es kommt immer mal wieder vor, dass ein Fohlen mit Bockhufen auf die Welt kommt. Ist dies der Fall, ist es wahnsinnig wichtig, dieser Problematik zeitnah entgegen zu arbeiten. Dadurch, dass alle Strukturen beim Fohlen noch so weich sind, gelingt dies in der Regel gut, wenn die Abstände zwischen den Bearbeitungen kurz genug sind und der Besitzer das Bewusstsein hat, dass es wichtig ist, an dem Problem dran zu bleiben. In den meisten Fällen erfolgt die Korrektur barhuf durch regelmäßiges Trachten kürzen. In extremen Fällen kann auch ein Klebeschuh mit Verlängerung nach vorne angebracht werden oder in einigen Fällen wird das Problem auch operativ behoben. Grundsätzlich sollte die Korrektur beim Fohlen tierärztlich betreut werden, wobei es im Fall eines Klebeschuhs oder einer OP zumindest in unserer Gegend ein Fall für die Tierklinik und den Klinikschmied ist und wir erst wieder übernehmen, wenn das "Gröbste" geschafft ist.
Der erworbene Bockhuf
Beim erworbenen Bockhuf kommt ein Fohlen ohne Bockhufe auf die Welt und im Laufe des Lebens entwickelt ein Huf (oder zwei) die sehr steile Stellung des Bockhufes.
Auf dem Bild ist ein Klassiker zu sehen, wenn es um die Entwicklung eines flachen und eines steilen Hufes geht. Ob ein Huf dann nur steil wird oder so steil, dass man von einem Bockhuf spricht, ist individuell. Fohlen im Wachstum haben teilweise extrem lange Beine und kurze Hälse. Um an kurzes Gras zu kommen, machen sie einen großen Ausfallschritt. Wenn ein Fohlen dann immer das gleiche Bein vorstellt, wird der Huf des vorgestellten Beines flacher, weil die Trachte vermehrt belastet wird, der des zurückgestellten Beines steiler, weil die Zehe vermehrt belastet wird und die Trachte Horn schiebt. Die meisten Pferde haben unterschiedliche Vorderhufe. Damit sie nicht extrem unterschiedlich werden, ist es gerade bei Fohlen und Jungpferden extrem wichtig, Veränderungen der Hufe im Auge zu behalten und zu korrigieren. Aber auch bei älteren Pferden lassen sich unterschiedliche Hufwinkel bis zu einem gewissen Punkt angleichen.
Aber auch Schonhaltungen, bei denen ein Vorderhuf oder beide nach hinten gestellt werden, um die Trachte zu entlasten, können dazu führen, dass Hufe steiler werden.
Bei vielen Pferden lässt sich auch nicht mehr rekonstruieren, wodurch ein Bockhuf entstanden ist. Wichtig ist, dass im Rahmen dessen, was ein Huf hergibt dagegen gearbeitet wird, um eine Verschlechterung zu verhindern und die Hufstellung im Idealfall zu verbessern.
Alles steht und fällt mit einer guten Hufbearbeitung unabhängig davon, ob Barhuf oder mit Beschlag. Denn natürlich kann auch eine nicht angepasste Hufbearbeitung bei einem Huf, der zum steil werden neigt, dazu führen, dass ein Huf sich Richtung Bockhuf entwickelt.
Nachteile eines Bockhufes
- Je steiler ein Huf ist, umso mehr Belastung liegt auf dem Zehenbereich
- Ein Bockhuf kann gleichzeitig auch ein Trachtenzwanghuf sein oder sich im Laufe der Zeit dazu entwickeln, wenn sich der Trachtenbereich Richtung Strahl verengt
- Durch die steile Stellung ist der Hufmechanismus eingeschränkt und die Hornkapsel verformt sich in der Bewegung weniger, als ein normal geformter Huf
- Die steile Hufform sorgt dafür, dass die Stoßdämpfung im unteren Gliedmaßenabschnitt geringer ist, dafür ist aber die Belastung auf die Beugesehnen und die Gleichbeine geringer
- Die Schrittführung bei einem Bockhuf findet nicht in einem gleichmäßigen Bogen statt: der Huf wird schnell vorgeführt, erreicht den höchsten Punkt erst spät und setzt dann abrupt und stumpf auf den Boden auf. Dadurch kann der Gang wenig schwungvoll und stockend wirken. Gerade bei einem flachen und einem steilen Vorderhuf kann die unterschiedliche Schrittführung zum Problem werden
Trotzdem muss ein Bockhuf die Leistung eines Pferdes nicht minimieren, kann dies aber tun. Um auftretende Probleme vorzubeugen, sollten Pferde mit Bockhufen nicht vermehrt auf hartem Boden geritten werden und es sollte geschaut werden, in wie weit die Hufsituation für das jeweilige Pferd verbessert werden kann.
Was tun gegen einen Bockhuf?
Grundsätzlich gilt wie bei so vielem, je früher man handelt, umso besser sind die Chancen, das Problem in den Griff zu bekommen. Gerade bei Fohlen und Jungpferden lassen sich Bockhufe in der Regel durch kurze Intervalle korrigieren.
Lernt man ältere Pferde mit Bockhuf kennen, ist häufig unbekannt, wodurch der Bockhuf entstanden ist. Letztendlich ist dies aber auch zweitrangig. Es ist im Einzelfall zu entscheiden, welches Vorgehen für das Pferd optimal ist. Dabei sollte das Ziel mindestens sein, dass sich die Hufsituation nicht verschlechtert, im Idealfall kann sie nach und nach verbessert werden. Dabei sind die darüber liegenden Strukturen zu beachten, damit durch die Korrektur keine neuen Probleme entstehen. Gerade die tiefe Beugesehne, die bei Bockhufen verkürzt ist, kann sich nur wenig dehnen und braucht Zeit, sich an die flachere Hufstellung zu gewöhnen. Wie schnell korrigiert werden kann, ist also ganz individuell.
Immer wieder kommt die Frage auf, ob eine Korrektur barhuf oder mit Beschlag mehr Sinn macht. Im Falle eines Bockhufes ist dies in unseren Augen zweitrangig, denn es geht um die Winkelveränderung. Natürlich ist es Barhuf einfacher, in kurzen Intervallen zu korrigieren, wobei eben fraglich ist, ob man dem Pferd eine Barhufumstellung und gleichzeitig eine Korrektur des Bockhufes zumuten möchte. Wichtig ist, dass das Pferd mit der Situation zurecht kommt.
Auch das Bewusstsein, dass der Besitzer sein Auge schulen kann, hilft dem Pferd weiter. Kann der Besitzer schon kleine Veränderungen ins Negative erkennen, kann der Hufmensch gegensteuern. Ebenso sollte nach einer Bearbeitung mit Korrektur genau geschaut werden, ob das Pferd in den Tagen danach gut läuft und mit der neuen Situation zurecht kommt. Sollte es Probleme geben, ist der Hufmensch der richtige Ansprechpartner und das Pferd sollte geschont werden.
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