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Rund um das Thema Hufschuhe

Rund um das Thema Hufschuhe

Sucht jemand Hufschuhe, sieht er am Anfang häufig den Wald vor Bäumen nicht mehr, denn es gibt mittlerweile unzählige Modelle. Fragt man 10 Leute nach Meinungen, bekommt man 20 Antworten und ist nicht schlauer als vorher. Trotzdem ist es kein Grund zum Verzweifeln, denn es gibt verschiedene Möglichkeiten an das Hufschuhthema heranzugehen. Entweder man holt sich jemanden vom Fach und lässt sich beraten oder informiert sich selbst und versucht den passenden Schuh zu finden. Eine Kombination aus beidem ist natürlich auch möglich, indem man sich in seinem Umfeld umhört, vielleicht mal einen Schuh probiert und sich überlegt, was könnte zu mir, meinem Pferd und der Nutzung passen und was wäre eher nichts für mich, um dann jemanden vom Fach zu holen und zusammen zu schauen, was das Richtige sein könnte. Die letzte Variante ist mir persönlich am liebsten, denn dann hat sich der Pferdebesitzer schon mit dem Thema befasst, einen ersten eigenen Eindruck und man hat eine Basis, mit der man zusammen schauen kann, was im Einzelfall Sinn macht. Bei vielen Hufschuhen gibt es kleine Tricks und Kniffe, mit denen sich die Schuhe gut anpassen lassen, aber man muss sie kennen, um sie nutzen zu können. Da auf eigene Faust zu basteln, ist für den Pferdebesitzer häufig wenig zielführend und es folgt dann schnell Frust, weil ein Schuh nicht funktioniert. Außerdem hat man einen Ansprechpartner, sollte es doch zu Problemen kommen und steht mit seinem Hufschuhproblem hoffentlich nicht alleine da.

 

Schaut man sich nach Hufschuhen um, sollte man sich als Erstes darüber klar werden welche Gegebenheiten das Pferd mitbringt:

 

 

  • welche Hufform es hat/ob sie sich in nächster Zeit noch stark verändern wird
  • ob es Gangauffälligkeiten hat (z. B. Besonders eng fußt, sich streift oder dreht)
  • ob es gesundheitliche Vorerkrankungen hat, die zu beachten sind
  • ob es anatomische Besonderheiten hat (z. B. auffallend weich gefesselt ist)
  • ob es Stellen gibt, auf denen der Schuh auf keinen Fall sitzen darf (Mauke, Narben...)

Welche Anforderungen der Schuh erfüllen soll:

  • ob der Schuh als reiner Abriebschutz während des Trainings dienen soll oder auch übergangsweise ganztags auf der Koppel
  •  ob der Schuh eine zusätzliche Dämpfung haben soll
  • welche Böden in welcher Intensität geritten werden (Sandboden ist für keinen Schuh optimal, vorallem nicht auf lange Strecken)
  • wo der Abrollpunkt des jeweiligen Schuhes liegt und ob er zum Pferd passt 
  • ob das Preis-Leistungsverhältnis stimmt: nutze ich den Schuh täglich intensiv, liegen meine Prioritäten anders, als wenn der Schuh lediglich 1x in der Woche eine Schrittrunde um den Block ertragen muss
  • wie die örtlichen Gegebenheiten sind: Habe ich einen Schuh, der lange zum trocknen braucht, macht es wenig Sinn, wenn man nur eine ungeheizte Sattelkammer zu Verfügung hat und den Schuh nicht immer mit nach Hause nehmen will
  • wo meine eigenen Vorlieben liegen, denn es nutzt nichts, wenn das Pferd mit dem Schuh gut zurecht kommt, man sich selbst aber nicht mit der Handhabung anfreunden kann. Außerdem sollte man bereit sein, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und bei Problemen genau hinzuschauen, um eine Lösung zu finden.

Ich gebe es zu, ich bin, wenn es um Hufschuhe geht, faul und habe trotzdem Schuhe gefunden, mit denen sowohl die Pferde als auch ich zurechtkommen. Bei mir müssen die Schuhe schnell an- & auszuziehen sein, ohne Hilfsmittel & bei jedem Wetter, müssen leicht zu reinigen sein & dürfen sich nicht mit Wasser vollsaugen. Außerdem müssen sie viel aushalten, denn ich habe ein grobmotrisches Pferd & wir sind viel unterwegs.

Verschiedene Hufschuhe sind unterschiedlich aufgebaut & sind durch ihren Aufbau für manche Dinge besser, für andere Dinge schlechter geeignet.

  • Hufschuhe, die bis deutlich über den Kronrand gehen und "topfartig" bis unter den Fesselkopf reichen, bestehen in der Regel aus einer Sohle und Stoff/Leder/Kunstleder mit Verschlüssen. Dadurch, dass der gesamte Huf in diesen Hufschuhen steckt, verzeihen sie eher einer nicht ganz korrekte Passform. Daher sind sie auch meist auch für unregelmäßige Hufformen geeignet & verzeiht eher mal eine nicht ganz korrekte Passform. Viele dieser Hufschuhe lassen sich zeitweise auch als Krankenschuh oder als Dauerschutz nehmen. Allerdings sollte dabei nicht vergessen werden, dass die Hufe regelmäßig "gelüftet" werden, damit sie abtrocknen können und nicht aufweichen. Gerade auf langen Stecken kann diese nicht ganz so feste Passform zum Problem werden und zu Scheuerstellen führen. Außerdem brauchen diese Schuhe meist lange zum trockenen und haben viel Material, was gereinigt werden muss. Manchmal kommt es außerdem vom, dass sich das Material mit der Zeit denkt und der Schuh immer größer wird.
  • Eine andere Art von Hufschuh sind Schuhe mit Schalen, die durch verschiedenene "Konstruktionen" und Verschlüssen am Huf gehalten werden, je nach Hufschuhmodell. Die Schale sollte zur Hufform passen und sich an die Hufwand anschmiegen, um eine möglichst gute Passform zu gewährleisten. Meistens haben diese Art von Schuhen weniger Teile, die sich nass vollsaugen können und trocknen dadurch schneller, es ist deutlich weniger Material vorhanden. Diese Schuhe sind für den Gebrauch während des Trainings gedacht und nur sehr bedingt für den Dauereinsatz als Krankenschuh.
  • Eine "Sonderform" der Schuhe mit Schalen sind Schuhe, die durch das Verschlusssystem gespannt werden und der Huf dadurch unter eine gewisse Spannung gesetzt wird. Dies hat den Vorteil, dass so gut wie keine Teile auf der Haut aufliegen, allerdings mögen nicht alle Pferde diese Spannung. Diese Schuhe sind nicht als Krankenschuhe geeignet.

So praktisch und funktional Hufschuhe in vielen Fällen sind, gibt es doch Grenzen, bei denen zu überlegen ist, ob eine andere Art von Hufschutz nicht mehr Sinn macht, wenn komplett barhuf nicht geht. Zum einen, wenn die Gegebenheiten eine Hufschuhnutzung schwierig machen. Das kann entweder sein, weil z. B. viel auf Sand geritten wird und Hufschuhe und Sand vertragen sich nur bedingt oder der Pferdebesitzer mit dem An- und Ausziehen Probleme hat, weil er z. B. selbst gesundheitliche Einschränkungen hat (wir haben z. B eine Kundin mit Arthrosen in den Fingergelenken). Aber auch das Pferd kann der begrenzende Faktor sein, warum Hufschuhe nicht die erste Wahl sind. Voraussetzung dafür, dass ein temporärer Hufschutz reicht, ist für uns immer, dass das Pferd im Alltag, also im Stall, auf der Weide, auf Sandboden barhuf zurechtkommt. Braucht ein Pferd durch Vorerkrankungen viel Dämpfung, macht es wenig Sinn, diese dem Pferd während des Reitens zu ermöglichen, den Rest des Tages läuft das Pferd wieder ohne Dämpfung (wobei es durchaus Fälle gibt, bei denen eine Dämpfung der Hufschuhe Sinn macht). Ebenso sieht es bei Stellungskorrekturen aus, die über den Hufschuh vorgenommen werden, weil die Korrektur am Barhuf nicht ausreicht. Hat ein Pferd eine alte Verletzung im unteren Beinbereich, ist genau zu schauen, dass der Hufschuh nicht auf diese drückt, wobei die Wahl eines anderen Hufschuhmodells da in aller Regel Abhilfe schafft. Deshalb, so schön Hufschuhe sind, man sollte genau schauen, was im Einzelfall Sinn macht.

 

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