Bei mir hat sich das Reiten mit Handpferd über die Jahre entwickelt und ich will es ganz ehrlich nicht mehr missen. Thorsten 's Stute war vor 13 Jahren tragend und konnte es schon ganz früh nicht mehr leiden, wenn der Gurt geschlossen wurde, dass der Schenkel nur am Bauch lag, war ihr schon zu viel... sehr suboptimale Bedingungen, sie noch zu reiten. Also fing ich an, sie, wenn ich im Gelände war, als Handpferd mitzunehmen. Flora (mein 1. Hafi) und Lotti (Thorsten's Stute) standen in einer Herde, verstanden sich gut und waren beide geländesicher. Von daher verliefen die ersten Schrittrunden sehr unspektakulär. Die Runden wurden im Laufe der Monate immer größer und ich immer mutiger. Zuerst mied ich Straßenüberquerungen, dann war auch das kein Problem mehr, ein bisschen Trab kam dazu, wobei Lotti mit ihrem dicker werdenden Bauch immer der begrenzende Faktor war. Gegen Ende der Trächtigkeit stellten wir das Handpferdereiten dann wieder ein. Danach ging ich wieder mit nur einem Pferd nach draußen, bis ich wieder mit Lotti als Handpferd anfing, weil ich einfach Spaß daran hatte. Wir dehnen die Touren bis auf Tagestouren aus und hatten glaube ich alle Spaß daran. Später trainierte ich Flora nach ihrem Fesselträgerschaden als Handpferd an, Layla lernte mit Lotti an ihrer Seite als junges Pferd als Handpferd die Welt kennen und Almi verlor als Handpferd die Angst vor seiner Umwelt und letztes Jahr war ich alleine mit 2 Pferden auf Wanderritt (170km in 5 Tagen) .... und mittlerweile genieße ich es nur noch, mit beiden unterwegs zu sein. Trotzdem steckt dahinter natürlich einiges an Ausbildung, Training und Vorbereitung, denn so einfach, wie es erst einmal klingt, ist es nicht. Tritt ein Problem auf, ist es häufig doppelt so groß, man hat die Verantwortung für 2 Pferde und muss darauf hoffen, dass beide einem vertrauen und nicht ihr eigenes Ding machen.
Ausrüstung ist ja bekanntlich Geschmackssache, aber bei uns hat sich ein gut sitzendes Knotenhalfter und ein Bodenarbeitsseil (meins ist 3,7m lang) beim Handpferdereiten über die Jahre bewährt. Egal auf welcher Position das Handpferd läuft, man hat Einfluss damit: drängt das Handpferd nach vorne, wirkt es über die Nase, bleibt es zurück, wirkt es auf das Genick. Auch hier gilt das Gleiche wie beim Gebiss: es ist nur so scharf, wie die Hand und genau das ist das, was ich so sehr zu schätzen weiß. Im Notfall habe ich Einfluss, ich kann jeder Zeit Signale geben und läuft alles wie geschmiert, ist das Knotenhalfter einfach nur am Kopf. Wichtig dabei ist natürlich, nicht zu ziehen, sondern Impulse zu geben. Grundsätzlich ist es mir immer lieber, ich kann hinten treiben, anstatt vorne was machen zu müssen. Mein 2. Ausrüstungsgegenstand, der mit Handpferd nicht fehlen darf, ist eine lange Dressurgerte als verlängerter Arm.
Auch wenn ich Ausflüge mit Handpferd eine tolle Möglichkeit finde, mit 2 Pferden unterwegs zu sein, sollte man das Ganze nicht unterschätzen. Ich möchte auf keinen Fall dazu anregen, unvorbereitet und unreflektiert mit Handpferd zu starten. Denn damit bringt man sich, seine Pferde und sein Umfeld unnötig in Gefahr. Der Reiter sollte sicher und ausbalanciert, handunabhängig sitzen, einen guten Überblick über die Umgebung haben und sich und seine Pferde in verschiedenen Situationen gut einschätzen können. Ist derjenige mit sich, seinem Sitz und einem Pferd schon ausreichend beschäftigt, ist es noch zu früh mit einem Handpferd zu starten. Denn Vorsicht ist besser als Nachsicht. Auch sollte geklärt sein, ob die Versicherung im Schadensfall mit Handpferd haftet.
Eine gewisse Ausbildung sollten sowohl Handpferd als auch Reitpferd haben, gut erzogen sein und wenn möglich nicht weglaufen, sollte mal etwas sein und das Pferd frei kommen. Gas, Bremse und Lenkung sollten bei beiden gut funktionieren. Ist das Handpferd vom Boden aus gut ausgebildet, erleichtert es beim Handpferdereiten vieles. Ich habe mit Layla vor dem Anreiten viel vom Boden aus gemacht, das macht sich im Alltag und auch als Handpferd immer wieder bemerkbar.
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