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Barhufumstellung

Wir werden immer wieder gefragt, wie eine Umstellung von Eisen auf Barhuf sinnvoll erfolgen kann. Darüber grundsätzlich Aussagen zu treffen, ist wie so häufig schwierig, denn jedes Pferd ist anders und Haltung, Nutzung und der Zustand der Hufe spielen eine entscheidende Rolle. Deshalb ist der Hufbearbeiter/Hufschmied vor Ort immer der 1. Ansprechpartner. Trotzdem gibt es ein paar Punkte, die helfen können, um einzuschränken, wie problematisch es ist, das entsprechende Pferd umzustellen:

  • Wie lange ist das Pferd schon beschlagen?
  • Wie ist der Zustand der Hufe?
  • Hat das Pferd Erkrankungen des Bewegungsapparates oder der Hufe?
  • In welcher Haltung steht das Pferd und wie abriebintensiv sind die Böden?
  • Wie soll es in der ersten Zeit nach der Eisenabnahme genutzt werden?
  • Wie viel Rücksicht ist der Pferdebesitzer bereit, zu nehmen?
  • Bei Fällen, bei denen man nicht sicher ist, ob es Barhuf sofort funktioniert: sind passende Hufschuhe vorhanden/könnten zeitnah organisiert werden? Oder: ist ein Hufmensch greifbar, der im Fall der Fälle zeitnah einen Hufschutz anbringen kann?

Meist ist die Umstellung an den Hinterhufen unkomplizierter und es empfiehlt sich, eine Jahreszeit zu wählen, in der die Böden weder komplett ausgetrocknet, noch gefroren sind. Auch sollte es nicht in die Zeit voller Belastung fallen. Auch ist es nicht unbedingt sinnvoll, solch eine Umstellung gleichzeitig mit einem Stallwechsel zu machen, denn gerade in Herdenhaltungen ist es normal, dass ein Neuer erst einmal mehr läuft. Hufe, die beschlagen waren, hatten keine Bodenreize, sind also in der Regel dem entsprechend empfindlich und müssen sich der neuen Situation erst anpassen. Dem sollte sich der Pferdebesitzer bewusst sein, sein Pferd gut beobachten und im Zweifel Rücksprache mit dem Bearbeiter halten. Am Anfang muss das Pferd nicht problemlos über jeden Boden laufen und darf bei schwierigen Böden langsam machen, darf aber in seinem Alltag (also im Stall, auf der Weide...) keine Probleme haben oder lahm laufen.

Wie viel muss ein Pferd bei der Umstellung "ertragen"?

Wird ein Pferd von Beschlag auf Barhuf umgestellt, gibt es Pferde, denen diese Umstellung so gut wie nichts ausmacht und andere, die auf manchen Böden kaum laufen können. Fragt man Schmiede/Hufbearbeiter, wann der Punkt erreicht ist, an dem man den Versuch als gescheitert erklären sollte, gehen die Meinungen stark auseinander. Wir handhaben es so, dass ein Pferd möglichst problemlos in seinem Alltag zurechtkommen sollte (also im Stall, Weide, Offenstall...), es also Stellen geben darf, an denen es langsam & vorsichtiger macht, aber es sollte nicht anzeigen, dass es Schmerzen hat. Sollte es schon in der Zeit des Tages, in dem der Mensch nichts vom Pferd möchte große Probleme barhuf haben, sollte überdacht werden, wie man ihm helfen kann, um die Umstellung zu erleichtern.

Dies kann zum einen durch Hufschuhe erfolgen, wobei nicht alle Schuhe für den Dauereinsatz geeignet sind & die Schuhe täglich zum lüften ausgezogen werden. Außerdem sollte gerade der Strahl im Blick behalten werden, dass er durch das feuchte Klima in den Schuhen nicht fault. Zum anderen kann es durchaus Sinn machen, sollte ein Pferd große Probleme mit der Umstellung haben, übergangsweise mit Duplos zu beschlagen und dann einen neuen Barhufversuch zu starten. Die Duplos schränken den Hufmechanismus weniger stark ein & der Huf hat so die Möglichkeit, sich an die vermehrte Beweglichkeit innerhalb der Hufkapsel zu gewöhnen, ohne gleich den Bodenreizen ausgesetzt zu sein. Auch sollte das Pferd von Beginn an auf guten Böden nicht schlecht laufen, also ein guter Reithallenboden sollte auch direkt nach der Umstellung kein Problem darstellen. Denn Bewegung ist wichtig für das Pferd & für den Huf, auch um die Durchblutung anzuregen, damit sich der Huf an die neue Belastung anpassen kann. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass ein Pferd von Anfang an Barhuf Höchstleistungen erbringen muss. Außerdem sollte nach den ersten Wochen erkennbar sein, dass das Pferd nach und nach barhuf besser zurechtkommt.

 

Wie lange dauert eine Umstellung von Beschlag auf barhuf?

Diese Frage lässt sich, wie so oft nicht ohne weiteres beantworten. Es gibt Pferde, die auf barhuf umgestellt werden und nicht einen Tag Probleme haben. Ganz häufig hat man das, wenn Pferde den Winter über hinten barhuf laufen und in erster Linie in der Halle geritten werden, also keinen schwierigen Boden haben. Und dann gibt es Pferde, die sehr lange brauchen, bis sich die Hufe an die neue Situation gewöhnt haben. Dies hat man häufig bei Pferden, die lange beschlagen waren, deren Hufe in einem schlechten Zustand sind und/oder das Pferd noch andere Baustellen hat, die nicht in den Hufen liegen. Dann gibt es aber auch Pferde, bei denen man mit Problemen gerechnet hätte, die mit einer Umstellung problemlos klar kommen. Man sagt, das Sohlenhorn braucht ungefähr 4 Monate, um sich 1x zu erneuern, das Wandhorn ca. 1Jahr. Der Huf braucht Zeit, um sich den neuen Anforderungen anzupassen und widerstandsfähigeres Horn zu bilden. Grob lässt sich also sagen, dass es bis zu einem Jahr dauern kann (nicht muss!) bis man wirklich sagen kann, wo die Reise hingeht. Ob ein Pferd barhuf gut und ohne temporären Hufschutz wie Hufschuhen zurechtkommt. Wie so oft ist dabei Fingerspitzengefühl des Pferdebesitzers gefragt und der Hufbearbeiter ist auf ein ehrliches Feedback des Besitzers angewiesen. Und sollte es nicht funktionieren, auch wenn man an verschiedenen Stellschrauben gedreht hat, ist das kein Drama, denn es sollte nicht in "Barhuf um jeden Preis" ausarten. Das ist dem Pferd gegenüber nicht fair.

Wie stark sollten die Hufe nach Eisenabnahme bearbeitet werden? Und wie viel ausbrechen ist bei der Umstellung normal?

Auch zu dieser Frage gibt es mal wieder viele Ansichten. Die einen raspeln nach der Eisenabnahme nur rund, damit genügend Material vorhanden ist und die Hufe nicht zu schnell zu kurz werden. Das Problem dabei ist, dass bei zu langen Hufen schnell viel wegbrechen kann. Andere bearbeiten den Huf deutlich, um ihm eine Richtung vorzugeben und so die Umstellung zu erleichtern. Dabei kann es dann schnell passieren, dass sich die Hufe, je nach Zustand dieser und den Untergründen, denen sie ausgesetzt werden, stark ablaufen und es zu vermehrter Fühligkeit kommen kann. Natürlich spielt der Zustand der Hufe und auch die Bodenverhältnisse eine entscheidende Rolle, was für die Hufe gerade in der ersten Zeit nach der Umstellung der beste Weg ist. Wir kürzen die Hufe, um unkontrolliertes Ausbrechen zu vermeiden, kürzen aber weniger als bei den Pferden, die schon lange barhuf laufen, um eine übermäßige Fühligkeit zu vermeiden.

Dass der Bereich um die Nagellöcher ausbricht, ist häufig nicht zu vermeiden, da die Hufwand in diesem Bereich geschwächt ist. Barhuf wächst dieser Bereich dann einfach runter. Problematisch kann es werden, wenn doch zeitnah wieder ein Beschlag drunter soll und im Nagelbereich keine Hufwand mehr übrig ist. In der Regel brechen die Hufe nur soweit aus (außer im Bereich der Nagellöcher), wie es für den Huf gesund ist. Aber natürlich sollte man ein Auge drauf haben, dass die Hufe nicht zu kurz gelaufen werden. Spätestens, wenn das Pferd fühliger wird, sollte der Hufbearbeiter drauf schauen, um zu beurteilen, was noch vertretbar ist. Meist sieht es, wenn die Hufwand ausbricht, aber schlimmer aus, als es tatsächlich ist und es ist in erster Linie ein optisches Problem.

 



Wie kann ich mein Pferd sinnvoll bei der Umstellung unterstützen?

Der Futtermittelmarkt ist voll von Produkten, die für jedes Problem eine Lösung haben. Wunder wirkt aber keins von jetzt auf gleich. Zum einen, weil das, was man gerade füttert, sich nicht sofort im Huf bemerkbar macht (wie vorher schon erwähnt, die Sohle braucht ca. 4 Monate, die Hufwand ca. 1Jahr, um sich zu erneuern). Zum anderen, weil es vielleicht Versorgungslücken schließen und die wichtigen Bausteine für gesundes Horn bereitstellen kann, aber noch viel mehr Faktoren zu guten Hufen beitragen. Persönlich füttern wir immer mal kurweise Bierhefe zu und haben das Gefühl, es tut den Pferden und den Hufen gut. Auch bei Produkten zum auftragen sollte man sich die Frage stellen, was sie eigentlich bewirken und was Werbeversprechen sind. Huffestiger kann die alleräußerste Schicht vielleicht ein bisschen härter machen und unterstützen, die alleinige Wunderwaffe ist es aber nicht.

Eine gute Stallhygiene ist zwar immer wichtig, aber besonders in Zeiten, in denen die Hufe außergewöhnlich beansprucht werden, also auch bei der Umstellung auf barhuf.

Auch ausreichend Bewegung ist wichtig, damit die Hufe gut durchblutet werden, das Hufwachstum angeregt wird und sich die Hufe an die neue Belastung anpassen können. Dabei ist gerade zu Beginn darauf zu achten, dass die Hufe nicht durch spitze Steine überfordert werden. Strecken auf Asphalt regen schön die Durchblutung an, aber auch hier gilt natürlich nicht zu übertreiben und nach und nach zu steigern. Der wichtigste Punkt überhaupt ist, dass der Besitzer auf sein Pferd hört, es nicht überfordert und erkennt, auf welchen Böden das Pferd Probleme hat und wie sehr er es belasten kann. Auf gutem Sandboden sollte allerdings kein Pferd Probleme haben. Im Zweifel ist der Hufbearbeiter die richtige Adresse, um Rücksprache zu halten.

 

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