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Barhufe auf verschiedenen Böden trainieren

Wo der Unterschied zwischen „fühlig“ und „vorsichtig“ liegt, haben wir HIER bereits erklärt. Aber wie können Hufe trainiert werden, dass sie besser mit verschiedenen Untergründen zurecht kommen? Natürlich ist Training, egal wie sinnvoll es aufgebaut ist, nicht alles, denn es spielen noch mehr Faktoren eine Rolle, die berücksichtigt werden müssen. 

Die genetischen Grundvoraussetzungen, die ein Pferd mitbringt, können nicht beeinflusst werden. Bei einigen Pferderassen ist an den Hufen noch zu erkennen, für welchen Untergrund sie ursprünglich gemacht sind. Tinker zum Beispiel haben fast immer „Platschfüße“, also große Hufe im Verhältnis zur Körpergröße. Ursprünglich kommen Tinker aus nassen Gegenden in Irland und ein großer Huf sinkt nicht so leicht ein, wie ein kleiner, kompakter. Im Gegensatz dazu haben viele Spanier kleine, kompakte Hufe, die es ihnen in ihrer Heimat ermöglichen, auf felsigem, trockenem Boden zurecht zu kommen. Dies ist natürlich sehr vereinfacht dargestellt, zeigt aber hoffentlich, dass zum Teil schon genetisch vorgegeben ist, wie Hufe aussehen.

Früher fand eine natürliche Selektion statt: Wer nicht gut zu Fuß war, wurde zur Beute und konnte sich nicht fortpflanzen. Genetisch gesehen wurden „schlechte“ Hufe also nicht weitergegeben. Durch die Domestizierung bestimmte der Mensch, welche Pferde sich untereinander fortpflanzten. Früher war es wichtig, dass die Zucht harte, gesunde Pferde hervorbrachte, um die Pferde nutzen zu können. Ein gutes Beispiel sind dafür vermutlich die Trakehner, die als sehr harte, gesunde Pferde bekannt waren. Heute sind die Zuchtziele andere, auch Pferde mit „schlechten“ Hufen werden in der Zucht eingesetzt.

 

Auch die Fütterung trägt ihren Teil zu gesunden Hufen bei. Ist ein Pferd optimal mit allem versorgt, stehen im alle Bausteine zur Verfügung, die benötigt werden, um gesundes Horn zu produzieren. 

Natürlich spielt auch eine korrekte, auf das Pferd angepasste Hufbearbeitung eine entscheidende Rolle, um ein gesundes Barhuflaufen erst möglich zu machen.

 

Dass Pferde bei uns verhältnismäßig weich gehalten werden und die Wege im Gelände häufig geschottert sind, stellt einen Barhuf vor Herausforderungen, aber bis zu einem gewissen Maß kann man einen Barhuf trainieren, dass er mit diesen nicht optimalen Bedingungen zurecht kommt. Das heißt allerdings nicht, dass jedes Pferd problemlos über jeden Boden laufen kann und der Besitzer sollte das Pferd und seine Hufe immer im Auge behalten, damit es nicht zu Schmerzen und im schlimmsten Fall krankhaften Veränderungen kommt. 

Aber zurück zum eigentlichen Thema: Wie schaffe ich es, Hufe so zu trainieren, dass sie widerstandsfähiger werden? Grundsätzlich ist es immer wichtig, dass Koordination vor Kondition steht. Das heißt, alles sollte langsam gesteigert werden, sowohl die Strecke, als auch die Geschwindigkeit. Möchtest du einen Marathon laufen, beginnst du auch mit kurzen Strecken, um dann langsam zu steigern, bis du am gewünschten Ziel angekommen bist. Nicht anders ist es auch beim Pferd.

 

Grundsätzlich sollte ein Pferd in seinem Alltag problemlos barhuf zurecht kommen, also im Stall, Weide, Paddock, Reithalle… nicht fühlig laufen. Sollte dies doch der Fall sein, sollte man sich Gedanken machen, wie man dem Pferd das Leben erleichtern kann, denn immer schmerzende Hufe sind keine Lösung.

Kommt ein Pferd im Alltag gut zurecht, kann begonnen werden, die Hufe in die Richtung zu trainieren, dass die Hufe widerstandsfähiger werden. Um gutes Horn zu produzieren, ist es wichtig, dass die Hufe gut durchblutet werden. Um die Durchblutung anzuregen ist zum einen Bewegung wichtig, diese kann auch auf weichem Boden stattfinden. Zum anderen regt Abrieb die Durchblutung an und sorgt dafür, dass das neu gebildete Horn sich den Bodengegebenheiten anpasst. Diese Impulse muss der Huf regelmäßig bekommen, also lieber häufig und nicht zu lange, aber regelmäßig. Hierfür ist es wichtig, dass das Pferd auch mal ein Stückchen aus seiner Komfortzone herauskommt. Denn hat es die Wahl, ob es lieber über Schotter oder einen weichen Wiesenweg geht, wird es vermutlich immer den Wiesenweg wählen. Zu Beginn darf das Pferd sich gerne langsam über unangenehmen Boden bewegen, soll sich aber mit dem Boden auseinandersetzen, um zu lernen, wie es die Hufe am sinnvollsten setzt, um den Boden zu überwinden. Manchen Pferden fällt es zu Beginn leichter, wenn es dabei kein Reitergewicht tragen muss, also schaut einfach, wie es dem Pferd am angenehmsten ist. Geeignete Böden für ein solches Training sind Asphalt, Schotter, Kies…. Asphalt sorgt für Abrieb, solange keine Steinchen drauf liegen, ist er für die meisten Pferde nicht unangenehm. Bei Schotter, je nachdem, wie grob und scharfkantig dieser ist, sieht es wieder anders aus. Deshalb sollte man sein Pferd hierbei gut im Auge behalten und langsam steigern. Gerade bei Pferden, die frisch von Beschlag auf barhuf umgestellt wurden, ist es wichtig, nicht zu viel zu verlangen, sonst kann es auch mal zu einer Huflederhautreizung oder –entzündung kommen. 

Unsere Blondies laufen seit über einem Jahr wieder barhuf, zu Beginn und gerade in der ersten Zeit viel mit Hufschuhen, jetzt über den Winter versuchen wir, die Barhufstrecken langsam zu verlängern, um zu schauen, wieviel bei uns barhuf möglich ist. Der begrenzende Faktor ist hierbei Layla, weil sie vorne lange Zeit gar nicht barhuf laufen wollte, dies durch die Behandlung der Schulter aber mittlerweile möglich ist und die Strecken, die gut zu schaffen sind, immer länger werden. Unsere Böden sind häufig geschottert, stundenlang auf Naturboden reiten zu können ist nicht möglich, außer man reitet immer im Kreis. Die Beiden laufen zur Zeit mehrmals die Woche entweder zu Fuß oder geritten ohne Sattel mit Hund im Schlepptau eine Strecke von 6,5km im Schritt auf „schlechten“ oder besser gesagt schwierigen Böden, zum Teil Asphalt, steinige Wege und Schotter. Ist mehr Zeit, sind die Strecken länger, das Tempo höher, aber die Böden besser. Alternativ bekommen sie dann weiterhin die Hufschuhe drauf. Wir sind gespannt, was barhuf bei unseren Pferden noch möglich ist. 

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